impuls
Führen ersten oder zweiten Grades?
Zugrundeliegende Werte
Ein starker Satz und Quell möglicher, grundlegender Missverständnisse. Zum Thema „führen“. Die ist in meinem System die zentrale Tätigkeit von Pädagoginnen in der Lehrplan-orientierten Pädagogik. Dennoch kann es auch in der Kind-orientierten Pädagogik ein kohärentes „Führen“ geben. Beispiel: Ich gehe mit meinem Kind im Sommer, bestes Wetter, warmes Wasser zum Strand, weil es so gerne badet. Mein Kind badet nicht. Ich kann nun verschiedene Methoden benutzen, um das Kind ins Wasser zu bringen: Ich locke es mit einer Belohnung, ich drohe mit einem Entzug, ich nutze meine Alpha-Position unserer Bindung, ich zerre es ins Wasser… und ich meine es gut, weil es doch so gerne badet… Egal wie: Ich führe es ins Wasser, weil ich will, dass es badet. Das nenne ich „führen ersten Grades“. Am nächsten Tag (genauso warm) picknicken auf der Wiese mit Blick über einen See. Das Kind sagt, es würde so gerne baden, aber da ist so viel Schilf und Schlamm und es fände keinen Weg zum Wasser. Ich sage ihm, dass ich wüsste, wo hier eine Badestelle sei. „Kannst Du mich hinbringen?“ Und dann führe ich es dahin. Das ist „führen 2. Grades“, weil ich vom Kind als Führer gebucht werde. Ich glaube diese Art des Führens (2. Grades) ist passend zu unseren kLO und in der Überschrift gemeint. Im zweiten Teil ist eine spezifische, personengebundene Verantwortung gesetzt, die etwas mit dem Alter zu tun hat. Ich würde spezifizieren: Entwicklungsalter. Das hat etwas mit den Entwicklungsetappen zu tun und mit dem Bindungsgeflecht. Da lohnt sich m.E. ein tieferes Hinschauen auf jeden Fall, denn da gibt es deutliche Unterschiede in den Auffassungen dazu bei unseren kLO. Und was ist die Gemeinsamkeit? Und: Was bedeutet „Verantwortung“? Wörtlich heißt es ja „etwas mit einer Antwort versehen“ und „Antwort“ ist auch interessant: Da steckt die Vorsilbe „ant“ drinnen, die etymologisch mit der deutschen Vorsilbe „ent“ und der griechischen Vorsilbe „Ant/Anti“ verwandt ist. In letztere steckt die Opposition, das Gegenstück drinnen; in ersterer soetwas wie „das Sein nach Beendigung von etwas“, „bis zum Ende“ oder „etwas zum Ende bringen“… Normalerweise verbinden wir mit „Verantwortung“ eine innere Haltung aus der heraus man dafür gerade steht, wenn etwas schief geht (für das man die Verantwortung übernommen hat). An seine Grenzen stößt die Vorstellung, wenn etwas nicht wieder gut zu machen ist. Dann gibt merkwürdige Stilblüten von „Verantwortung“. Auch lohnt es sich darüber Gedanken zu machen, was „Verantwortung“ bewirkt, wenn es nicht zum Problemfall kommt. Sicherheit vermitteln?
Ist Denken nicht immer kritisch?
Zugrundeliegende Werte
Hm. Zunächst einmal: Vorsicht, Lehrplanfalle! Dahinter steckt ja auch die Aussage, wenn ein* SuS nicht kritisch denkt, dann mache ich etwas (und nenne es „fördern“), damit dies in dem Kind entsteht. Hui – das ist ein Lehrplan! Davon abgesehen wüsste ich nicht, was „kritische Denkfähigkeit“ eigentlich ist. Was gibt es denn noch so für Denkfähigkeiten, also solche, die offenbar „unkritisch“ sind? Geht das überhaupt? Ist Denken letztlich nicht immer kritisch? Zumindest, wenn es im logisch-wissenschaftliche Kontext benutzt wird. Das Wort „kritisch“ kommt letztlich vom griechischen Wort krinein, das „scheiden, trennen, urteilen“ bedeutet. Und da sind wir wieder bei der Urwurzel sci*, von der dieses Wort übrigens herrührt. Die „Kritik“ kommt vom griechischen „kritike“, welches soviel wie „Kunst der Beurteilung“ bedeutet. …